Wissenschaftliche Vogelberingung

als Methode der ornithologischen Forschung

 

Mit Hilfe der wissenschaftlichen Vogelberingung werden Informationen über das Leben wildlebender Vögel und ihre Populationen gewonnen. Mittels markierter Individuen lassen sich verschiedene biologische, ökologische und demografische Aspekte des Vogellebens beschreiben:
Zugverhalten und Zugwege, Ansiedlungsmuster der Jungvögel, Ortstreue der Brutvögel, Lebenserwartung und Todesursachen.

Da diese empirischen Daten auf andere Weise nicht erlangbar sind, gehört die Beringung zu den Standardmethoden ornithologisch-ökologischer Forschung in aller Welt.

Die Beringung von Vögeln in solchen Mengen und zeitlichen wie räumlichen Verteilungen, wie sie zur Beantwortung o. g. Fragestellungen erforderlich ist, wäre unmöglich durch hauptamtliche Mitarbeiter realisierbar. Abgesehen davon, dass kein Forschungsinstitut der Welt die äußerst zeitaufwendigen Feldarbeiten bezahlen könnte, sind dazu Fähigkeiten und Wissen vonnöten, die an keiner Universität gelehrt werden.

Sie können nur in jahrelanger Beschäftigung mit einer Vogelart in ihrem Lebensraum erworben werden. Zur klassischen Organisation der wissenschaftlichen Vogelberingung gehört deshalb, dass die Beringungsarbeit ganz überwiegend von Freizeitornithologen geleistet wird, die über einen z. T. über Jahrhunderte weitergegebenen Erfahrungsschatz bei Fang und Behandlung von Vögeln verfügen.

Neben Begeisterung für die Vogelwelt müssen sie ganz spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten sowie charakterliche Eignung nachweisen, bevor sie die Genehmigung zum Fang von Vögeln zu wissenschaftlichen Zwecken erhalten.

Sachkunde und Verantwortungsbewusstsein der von den Naturschutzbehörden der Länder zugelassenen Beringer garantieren dafür, dass Fang und Markierung der Vögel auf die schonendste Weise geschehen. Obwohl selbstverständlich ein Fremdkörper, stellt der Fußring doch keine physische oder psychische Belastung für den Vogel dar. Das darf er auch nicht, denn sonst würden Beringungsergebnisse die wahren Verhältnisse verfälschen.

Angesichts der großen Mobilität ihrer Untersuchungsobjekte benötigt die Beringungsmethode ein internationales, ja interkontinentales Informationsnetz. Nationale Zentralen für die wissenschaftliche Vogelberingung stellen die Knoten eines solchen weltweiten Netzes der Vogelforschung dar. Sie organisieren die Beringung in ihren Ländern nach einheitlichen Grundsätzen, sorgen für den Datenaustausch mit den Partnereinrichtungen und stellen die Beringungsergebnisse für die Forschung bereit.

Tauerwiesenteich, Deutschland © Steve Klasan

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